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Kolossales Scheitern von Abschüssen beim „Wolf“ – nun fordert der streng geschützte Braunbär ein Umdenken

  • 3 Min. Lesezeit

Die politische Ablehnung von Herdenschutz, unzureichendes Krisenmanagement bei den großen Beutegreifern und die mangelnde Kooperation zwischen den Behörden und Landwirt:innen führen aktuell in der Gemeinde Nauders (Tirol) zu immensem Tierleid und ökonomischen Schäden. ANCA.at fordert die Unterstützung der Landwirt:innen und das Handeln der verantwortlichen Bezirksverwaltungsbehörden und Amtstierärzte bei „Gefahr in Verzug“ und weist darauf hin, dass Abschüsse allein keine weiteren Risse verhindern! Zum Wohl der Weidetiere muss Herdenschutz endlich ernst genommen werden – so wie auf den drei Projektalmen des Landes Tirols.

Umdenken nötig

Seit dem Frühjahr 2025 ist im Gemeindegebiet von Nauders (Tirol) ein Bär nachgewiesen. Der Braunbär (Ursus arctos) ist gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union eine streng geschützte, im Anhang IV geführte Tierart. Letale Entnahmen, wie sie beim Wolf, bei fehlendem günstigen Erhaltungszustand (neun von 100 Rudel in Österreich), biologisch und ökonomisch wenig sinnvoll bis kontraproduktiv und der Aarhus-Konvention widersprechend, Praxis sind, werden sich beim Bär politisch nicht „durchpeitschen“ lassen.

In Nauders/Pfunds werden Meister Petz der Riss von Schafen und der eines Ponys zugeschrieben. Der zuständige, sehr bemühte Hirte (ohne Nachtpferch arbeitend) steht angesichts der Verluste vor unlösbaren Herausforderungen. Landwirte müssen davon ausgehen, dass jederzeit und überall in Tirol ein Wolf, Goldschakal oder auch ein anderer Beutegreifer wie der Bär eine Gefahr für ihre Tiere darstellen kann. EU-rechtswidrige Alm- und Weideschutzgesetze (EuGH-Urteil C-601/22), die auf dem Papier nahezu sämtliche Almen als „nicht schützbar“ klassifizieren, schieben die Verantwortung auf die Tierhalter selbst. De facto hat die Politik damit die volle juristische Verantwortung für Verluste und Tierleid von der öffentlichen Hand auf die Landwirte verlagert – eine Entwicklung, die in der Praxis zu massiven Veränderungen in der Almwirtschaft führen könnte.

Herdenschutz wirkt- hätte man die Risse verhindern können?

Das Almengebiet Nauders wurde nach nur einem Jahr aus dem Tiroler Herdenschutzprojekt ausgeschlossen, da trotz abgerufener Fördermittel keine konkreten Schutzmaßnahmen umgesetzt wurden. Im Gegensatz dazu beweisen die drei verbleibenden Projektalmen (Spisser Schafberg-Alm, Lader Heuberg-Alm, Verwall-Alm) durch wolfsrissfreien Betrieb den Erfolg von Herdenschutzmaßnahmen.

Laut lokalen Bauern kommen zu den über 20 Rissen von Schafen täglich neue dazu: „Die Geier kreisen bereits in Baisers am Berg oberhalb von Nauders.“ Die vorgeschriebenen Maßnahmen – inklusive konkreter Herdenschutzlösungen – wären über das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs (www.baer-wolf-luchs.at) abrufbar. Dort stehen auch Notfallteams, die kurzfristig aktiviert werden können, zur Verfügung. Weshalb die Behörden, basierend auf den Rechtsgrundlagen § 19, 5 und 6 des Tierschutzgesetzes, nicht (rascher) reagieren, wird sich noch klären. Der Einfluss und das Wirken von ÖR Elmar Monz (Gemeindevorstand Nauders, Bauernbundobmann-Stv. von LR Geisler), der sich öffentlich gegen Herdenschutz ausspricht und stattdessen auf Abschüsse setzt, scheinen nicht unwesentlich.

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