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Risse zeugen von fehlendem Herdenschutz und sagen nichts über Wölfe aus!

  • 2 Min. Lesezeit

Die Debatte um den Wolf wirkt seit Jahren erstaunlich einseitig: Fast jede Schlagzeile, jede politische Rede und viele Stammtischgespräche kreisen um die Frage, ob und wann Wölfe geschossen werden dürfen. Dass man in einer modernen Gesellschaft, die sich gerne auf Wissen, Erfahrung und Technik beruft, so einseitig über Tötung statt über Schutz spricht, bleibt ein bemerkenswerter Widerspruch.

Dabei ist das Grundprinzip simpel und altbekannt: Ein Wolf kann nur dann leicht ein Tier reißen, wenn dieses ungeschützt ist. Selbst im kleinsten Dorf weiß man: Stellt man Hühner ungesichert in den Stall, kommt der Fuchs oder der Marder. Lässt man sie offen auf der Wiese scharren, holt sie sich früher oder später ein Beutegreifer. Niemand käme auf die Idee, deswegen Fuchs, Marder oder Greifvogel pauschal auszurotten. Man sichert den Hühnerstall, schützt die Tiere und akzeptiert, dass es Beutegreifer gibt. Beim Wolf aber tut man so, als sei der Schutz plötzlich unmöglich – und realisiert den Abschuss.

Risse sind in aller Regel kein Zeichen für „zu viele Wölfe“, sondern schlicht Ausdruck von mangelndem Herdenschutz. Dass Herdenschutz funktioniert, beweisen Regionen in ganz Europa: Mit Zäunen, Hunden und konsequenter Praxis gelingt es Weidetierhaltungen stabil zu betreiben – mitten in Wolfsgebieten. Die Werkzeuge liegen auf dem Tisch, doch anstatt sie breit einzusetzen, klammert man sich an die vermeintlich einfache Lösung des Gewehrs. Das ist nicht nur kurzsichtig, es erzeugt zusätzliche Probleme: Zerschossene Rudelstrukturen führen zu Unruhe, fördern Einwanderung fremder Tiere und erhöhen das Risiko falscher Beuteprägungen.

Es gibt die sehr seltenen Einzelfälle von Wölfen, die selbst bei nachweislich konsequentem Herdenschutz wiederholt Tiere reißen. Solche „schutzignoranten“ Wölfe sind die Ausnahme – aber sie gefährden die Akzeptanz des Wolfes insgesamt. Wie auch immer liegt die eigentliche Herausforderung bei uns. Statt reflexartig über Regulierung und Abschüsse zu sprechen, sollten wir uns auf das konzentrieren, was überall sonst selbstverständlich ist: Prävention, Schutz, Wissenstransfer und ehrliche Differenzierung. Es ist beschämend, dass wir im 21. Jahrhundert beim Thema Wolf noch immer so oft über das Töten reden – und so selten über das Schützen.

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