Seit dem Winter 1995/96 ist der Wolf im Yellowstone-Nationalpark wieder angesiedelt – nach einer über 60-jährigen Abwesenheit. Seither hat sich das Verhalten der Pflanzenfresser grundlegend verändert, mit ungeahnten Folgen für den Baumnachwuchs.
Durch die Rückkehr der Wölfe, in Kombination mit verstärkter Bejagung außerhalb des Parks, ging die Population der Wapiti-Hirsche deutlich zurück. Zudem meiden die verbliebenen Tiere exponierte Landschaften. Dies schafft günstige Bedingungen für junge Espen, die sich in bisher überweideten Bereichen etablieren konnten.
Entlang der Flussufer im nördlichen Teil des Parks ist der Baumnachwuchs besonders deutlich spürbar: Junge Espen erreichen jetzt erstmals seit den 1940er Jahren wieder Höhen über zwei Metern. In manchen Bereichen stieg die Anzahl dieser hochgewachsenen Bäume seit 1998 sogar um das 150-fache an (wörtlich: an manchen Standorten sei die Dichte solcher Bäume seit 1998 um das 150-Fache angestiegen). Dadurch wurden Lichtungen und kahles Gelände wieder zu dicht bewachsenen Uferzonen – mit positiven Effekten für Bodenstabilität, Artenvielfalt und Feuchtklima.
Vor der Rückkehr der Wölfe war der Nachwuchs kaum vorhanden: Alte Espen starben aus, während Lichtungen sich ausbreiteten — Lebensräume, die Vögeln, Insekten sowie Schatten benötigen. Die fehlende Vegetation führte zu erhöhter Bodenerosion und höheren Wassertemperaturen in Flüssen – ein Problem für Fische und Amphibien. Mit dem neuen Baumbewuchs haben sie nun wieder bessere Lebensbedingungen.
Auch Biber leisten einen Beitrag: Durch ihr Aufstauen von Wasser fördern sie das Wachstum von Weiden und unterstützen die Auenregeneration – sie legen zusätzliche Nähr- und Lebensgrundlagen für andere Arten.
“Die Wiederansiedlung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark gilt als Musterbeispiel für die Wiederbelebung eines Ökosystems. Frisches Grün belegt diese These.
von Daniel Lingenhöhl”