Letzten Samstag hat die Gemeinde alle Tiere auf der Alm in Nauders zusammengetrieben. Nach vier Wochen, in denen Wolf und Bär bereits rund 50–60 Schafe gerissen haben – und auch Rinder und Ponys betroffen sind. Doch das Erstaunliche: Laut Insidern haben nur zwei Bauern haben die Gelegenheit genutzt und ihre Tiere wirklich ins Tal gebracht. Alle anderen haben sie wieder hinaufgetrieben.
Warum?
Offiziell heißt es: Almwirtschaft sei Tradition, Identität, Kultur. Inoffiziell könnte es aber auch etwas mit den Zahlen zu tun haben:
- Ein Tiroler Bergschaf-Lamm bringt am Markt rund 129,60 € brutto Bei einem Riss ersetzt das Land 180 € .
- Eine Altziege ist im Schlachthof 54 € wert, die Entschädigung beträgt 300–400 € .
- Ein Altschaf mit rund 75,60 € Schlachtwert wird im Rissfall mit 400–550 € abgegolten .
Schlachtwerte vs. Entschädigungszahlungen (Land Tirol, 2025)
| Tierkategorie | Annahme Gewicht | Marktpreis netto (€/kg) | Schlachtwert brutto (€) | Entschädigung (€) | Differenz (€ / %) |
| Tiroler Bergschaf – Altschaf (nicht HB) | 70 kg | 0,90 | 75,60 | 400 | +€324,40 / +429,1 % |
| Tiroler Bergschaf – Altschaf (Herdbuch) | 70 kg | 0,90 | 75,60 | 550 | +€474,40 / +627,5 % |
| Tiroler Bergschaf – Lamm | 30 kg | 3,60 | 129,60 | 180 | +€50,40 / +38,9 % |
| Bergziege – Altziege (nicht HB) | 50 kg | 0,90 | 54,00 | 300 | +€246,00 / +455,6 % |
| Bergziege – Altziege (Herdbuch) | 50 kg | 0,90 | 54,00 | 400 | +€346,00 / +640,7 % |
| Kitz | 15 kg | 3,50 | 63,00 | 140 | +€77,00 / +122,2 % |
Quellen abgerufen am 4.9.2025 17:35 Uhr:
- https://www.oebsz.at/boersemarkt/fleischundschlachttier/preisbericht-oeszb
- https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/land-forstwirtschaft/agrar/LWSJF/Grosse_Baeutegreifer/Dokumente_Entschädigung/Entschaedigungsrichtlinie_GB.pdf
Mit anderen Worten: Ein Tier, das am Berg vom Wolf gerissen wird, ist finanziell oft mehr wert als eines, das lebend in den Schlachthof kommt. Die Politik hat diesen Anreiz geschaffen, die Frage ist nur warum..
Und hier kommt das „Geschmäckle“
Während Rissopfer großzügig entschädigt werden – inklusive 50 € Aufwandspauschale pro Tier –, gibt es beim vorzeitigen Abtrieb nur eine vergleichsweise bescheidene Förderung der Futterkosten . Sprich: Bauern, die ihre Tiere schützen, stehen finanziell sehr viele schlechter da als jene, die sie ungeschützt auf der Alm belassen.
Es drängt sich also die Frage auf:
👉 Warum wird nicht im gleichen Umfang der Herdenschutz finanziert?
👉 Warum erhalten Landwirte, die ihre Tiere abtreiben, nicht die gleiche oder sogar eine höhere finanzielle Unterstützung als jene, die ihre Tiere trotz der Gefahr durch Wölfe und Bären ungeschützt auf der Alm lassen?
So oder so: Das System hinterlässt ein Geschmäckle.